Interview der Woche | Werkleiter Jens Batschkus über Ideen, Investitionen und Herausforderungen
- 20. Oktober 2022
- Autor: Erfurter Sportbetrieb
- Kategorie: SPEP EF 2030
Werkleiter Jens Batschkus über Ideen, Investitionen und Herausforderungen im Rahmen der Sportentwicklungsplanung
Wo sehen Sie den größten Investitionsbedarf und die größten Herausforderungen?
BA: Den größten Investitionsbedarf sehe ich bei Dreifeldsporthallen, bei gut ausgestatteten Sport- und Bewegungsräumen im allgemeinen, einer 3. Schwimmhalle, sowie bei wettkampftauglichen, normierten Großspielfeldern mit Kunstrasenbelag. In bestehenden Objekten geht es allgemein um die Reduzierung der CO2 – Immissionen, sprich Sanierung / Erneuerung von Heizungsanlagen, die Dämmung von Gebäuden, sowie den verstärkten Einsatz regenerativer Energien. Die derzeit größte Herausforderung ist im Angesicht der Energiekrise und steigender Kosten den Betrieb der sportlichen Infrastruktur weitestgehend aufrecht zu erhalten.
Wie sind die Meinungen der Vereine, warum sind Diskussionen wichtig für die Erstellung des Konzeptes?
BA: Ich denke im Grundsatz der Sache – das Beste für die sportliche Entwicklung in Erfurt zu wollen – sind wir uns mit den Sportvereinen einig, lediglich „über den Weg dorthin“ und die Prioritätensetzung bei den Handlungsempfehlungen, besteht sicher einiges an Diskussionsbedarf. Das ist auch gut so. Wir haben bei der Sportentwicklungsplanung – die vom INSPO aus Potsdam wissenschaftlich begleitet und erstellte wurde – eine repräsentative Bürger- und Vereinsbefragung vorangestellt. 134 von 281 Erfurter Sportvereinen haben teilgenommen, dies entspricht 48 %, – gemessen an der Anzahl der repräsentierten Vereinsmitglieder liegen wir sogar bei 62 %. Das ist ein sehr guter Wert. Ich verstehe die Sportvereine, die manches schneller erledigt sehen wollen, als es Vorschriften und vor allem das Budget nun einmal erlauben. Und es gehört auch zur Natur der Sache, dass vermutlich nicht alle Wünsche und Forderungen realisiert werden können. Die Sportentwicklungsplanung ist darüber hinaus ein dynamisches, fachbereichsübergreifendes Konzept, das bei Bedarf angepasst werden kann und muss.
Wie setzt sich das Budget für den Entwicklungsplan zusammen?
BA: Die Gesamtkosten-Prognose ist mit ca. 147 Mio. EUR (Stand 2021) umrissen (siehe S. 165 im Plan). Einige der aufgezeigten Projekte sind bereits im Bau (z.B. die 3-Feld-Halle) neben der Roland-Matthes-Schwimmhalle, die Schulsporthalle in der Wilhelm-Busch-Straße oder das Sportfunktionsgebäude im Cyriaksgebreite.
Inwiefern gilt der Entwicklungsplan als Vision?
BA: Wirkliche Visionen sehe ich in der Sportentwicklungsplanung nicht, das war aber auch nicht die Zielstellung. Neunzehn – im Ergebnis der Bürger- und Vereinsbefragung – herausgearbeitete Handlungsempfehlungen, die es mit Sportvereinen und weiteren Protagonisten zu diskutieren gilt. Die Menschen in Erfurt träumen nicht von Olympia, sie wollen sich einfach bewegen, Spaß haben, gesund bleiben und sich – was die Vereine betrifft – im Wettkampf messen. Insofern ist es nicht verwunderlich das „der Ausbau von Radwegen“ und „Outdoor-Bewegungsmöglichkeiten“ mit ganz vorn auf der Liste stehen. Mit dem Bau von Bolz- und Bouleplätzen, sowie Basketball-, Calisthenics- und Skateanlagen sind schon einige Maßnahmen im Rahmen der BuGa 2021 städtebaulich umgesetzt worden. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.
Wie erfolgen weitere Entscheidungen wie z.B. die Priorisierung von Projekten?
BA: Ein Beschlusspunkt der Stadtratsvorlage sieht die Erstellung einer Prioritätenliste vor, die Rang und Reihenfolge baulicher Maßnahmen festlegt. Idealerweise mit einem festen und größeren jährlichen Invest-Budget verknüpft, wäre dies der Traum schlechthin. Realistischer Weise wird man aber von Jahr zu Jahr sehen müssen, was praktisch umsetzbar ist. Aber auch dann hilft so eine Prioritätenliste.